Unterwegs in der Ferienregion
Das Hüttenwartepaar der Cesa da Sett
Mitte April. Petra Stöckli und Pascal Aeschlimann bereiten sich auf ihren ersten Sommer als Hüttenwarte vor. Er ist ausgebildeter Schreiner, sie erfahrene Gastronomin und Köchin. Zusammen schrauben sie an Gestellen fürs Lager und tüfteln an Beschriftungen für die Hütte. Danach kochen sie Sugo und Konfi ein, pürieren Pesto-Variationen und füllen alles in Einmachgläser ab. Hausgemachte Köstlichkeiten für ihre Gäste in der Cesa da Sett auf 2302 m ü. M.
16 Schlafplätze
Wer noch nie etwas von einer bewarteten Berghütte auf der Septimerpasshöhe gehört hat, muss sich nicht lange wundern. Die Cesa da Sett ist eine ehemalige Militärunterkunft, die erst im vergangenen Sommer zu einer gemütlichen Berghütte mit 16 Schlafplätzen umgebaut wurde. Die Aussenhülle aus Naturstein wurde belassen, innen sind moderne und helle Räumlichkeiten mit viel Holz entstanden: Küche, Nasszellen, Essraum und vier heimelige Schlafzimmer. Zudem wurde das Dach komplett saniert. Ab Mitte Juni 2023 kann man erstmals in der neuen Berghütte übernachten und feines Essen bei Petra und Pascal geniessen.
Traum und Wagnis zugleich
Für das Hüttenwartepaar ist ein ehrliches, frisches und hausgemachtes Angebot mit möglichst vielen regionalen Zutaten wichtig. Und sie möchten eine persönliche Note in die Cesa da Sett bringen. Deshalb gestalten sie Einrichtungsgegenstände wie Tischaufsteller, Deko-Artikel oder die Speisekarte selber. Die Webseite ist bereits online und einige Buchungen sind bereits eingetroffen. Das freut und motiviert die beiden noch mehr, als sie es ohnehin schon sind. Gleichwohl bleibt eine Ungewissheit: Werden sie überrannt oder kommen nur vereinzelt Gäste? Sie können sich ja nicht auf Erfahrungswerte vergangener Jahre stützen. Eine neue Berghütte zu übernehmen, sei deshalb schwierig zu planen und ein finanzielles Wagnis. Aber auch ein grosser Traum, der für Petra und Pascal, die beide aus dem Kanton Luzern stammen, wahr wird.
Etappenort auf dem Parc Ela-Trek
Hintergrund der Gebäudeumnutzung bildet das Projekt Parc Ela-Trek, ein Weitwanderweg rund um den Parc Ela, den grössten Naturpark der Schweiz. Die Route ist in 17 abwechslungsreiche Etappen aufgeteilt mit Übernachtungen in einfachen Berghütten. Sie führt über bestehende Wanderwege und grösstenteils auf über 2000 Meter Höhe. Damit die einzelnen Etappen nicht zu lang werden und man nicht ins Tal absteigen muss, initiierte der Parc Ela zusätzliche Hüttenunterkünfte. Fünf Gebäude entlang der Route wurden umgenutzt und bilden nun Etappenorte für den Parc Ela-Trek – eines davon ist die Cesa da Sett.
222 Kilometer und 15'000 Höhenmeter.
Parc Ela Trek
Der Parc Ela Trek führt auf 2000 m ü. M. und höher, durch die alpine Gebirgslandschaft des Parc Ela, dem grössten Naturpark der Schweiz, im Herzen von Graubünden.
Eine unglaubliche Weite und Ruhe
«Betritt man die Cesa da Sett, kommt man sofort zur Ruhe», sagt Petra. «Die Räumlichkeiten sind zwar nicht gross, aber hell, freundlich und erfüllt von Holzgeruch. Optimal, um einen persönlichen Service bieten zu können. Die vier Schlafzimmer mit je vier Betten sind auch für Familien gut geeignet oder für Gruppen, die gleich die ganze Hütte für einen Anlass mieten möchten.» Pascal betont die traumhafte Lage: «Eingebettet zwischen Piz Turba, Grevasalvas und Lunghin geniesst man eine unglaubliche Weite, absolute Ruhe und eine herrliche Sicht auf die mächtigen Granitzacken des Bergells. Auf der gemütlichen Terrasse kann man also lange verweilen.» Der Septimerpass wird seit der Römerzeit begangen und verbindet vier verschiedene Talschaften: Surses, Bergell, Engadin und Avers. Dadurch führen aus allen Himmelsrichtungen Wege zur Cesa da Sett. «Der kürzeste und einfachste Aufstieg führt von Bivio aus», weiss Pascal. «So muss man nur 500 Höhenmeter absolvieren, ideal für einen Tagesausflug oder für Gäste, die nicht auf dem Parc Ela-Trek unterwegs sind.»
Die Räumlichkeiten sind zwar nicht gross, aber hell, freundlich und erfüllt von Holzgeruch.
Petra Stöckli
Wohnen auf 2302 m
Auf dem breiten Bergweg ab Bivio können Pascal und Petra auch mit ihrem Geländewagen fahren, um die Hütte mit Material und Lebensmitteln zu versorgen. Ins Tal werden sie aber nur so wenig wie nötig fahren. Schlafen kann das Paar im nahen EWZ-Gebäude, wo früher Arbeiter genächtigt haben, um die nahe Hochspannungsleitung zu warten. Nun ist es die «Heimat» von Petra und Pascal, sie wohnen diesen Sommer fix auf dem Septimerpass.
Ideale Kombination: eine Gastronomin und ein Handwerker
Natürlich möchten sie viele Sommer an diesem einmaligen Ort verbringen und hoffen deshalb auf viele zufriedene Gäste, auf Weitwanderer und Bikerinnen, Trailrunner und Naturliebhaberinnen, Geniesser und Familien. Die Gegend rund um den Septimerpass bietet jedenfalls genug Gründe, um einen Halt in der Cesa da Sett einzulegen. Vom Plättli über köstliche Tagesgerichte bis hin zu selbstgemachten Ravioli und feinen Kuchen: Petra und Pascal bereiten alles mit frischen Zutaten zu und wo möglich mit Lebensmitteln aus der Region.
Die beiden freuen sich riesig, bald Gäste begrüssen zu dürfen. «Eine Berghütte zu führen, war schon lange ein Traum von uns», sagen sie. Darum haben sie sich sofort beworben, als sie das Inserat für die Cesa da Sett sahen. «Jetzt oder nie», dachten sie. Als Handwerker mit Hüttenerfahrung und leidenschaftliche Gastronomieleiterin rechneten sie sich gute Chancen aus. Und tatsächlich: Petra und Pascal haben den Zuschlag bekommen. Denn auch die Verantwortlichen seitens Parc Ela-Trek fanden: Das sind die idealen Hüttenwarte für uns.
«Bis zur Eröffnung im Juni bleibt noch viel zu tun. Doch wir können es kaum erwarten, bis es endlich losgeht», sagen sie unisono.
Text: Franco Furger und Bettina Bergamin
Fotos: Tobias Meyer und Jano Felice Pajarola
Parc Ela-Trek und Cesa da Sett
www.cesa-da-sett.ch
Instagram: @cesa_da_sett