Unterwegs in der Ferienregion.
Skirennfahrer Sandro Simonet
Sandro Simonet gehört zu den besten Slalomkünstlern der Schweiz und kann auch im Weltcup in die Spitzenplätze fahren. Unsere Rangerin hatte die Gelegenheit, mit dem schnellsten Skifahrer des Val Surses und seinem Hund Thor auf eine gemächliche Skitour zu gehen.
Zum ersten Mal treffe ich Sandro Simonet an einem farbenfrohen Herbsttag auf der Alp Flix. Es ist frisch und die Bergspitzen sehen aus, wie mit Puderzucker verziert. Zur Begrüssung verteile ich Hundeguetzli – natürlich nicht an Sandro, sondern an seine vierbeinigen Begleiter: Thor und Chenook, zwei wunderschöne Wolfshunde. Dann machen wir uns auf den Weg Richtung Lai Blos und ich habe viel Zeit, um Sandro Simonet, den erfolgreichen Slalomkünstler aus dem Val Surses, auszufragen.
Von Rang 30. aufs Podest
Natürlich interessiert mich, wie er seinen ersten und sensationell herausgefahrenen Podestplatz erlebt hat, mit dem er im vergangenen Winter für so viel Aufsehen und Freude gesorgt hat. Zur Erinnerung: Im ersten Lauf klassierte er sich als 30-igster und schaffte den Cut mit der knappmöglichsten Zeitdifferenz von nur einer Hundertstelsekunde. Im zweiten Lauf liess er es dann so richtig krachen. Mit der Startnummer eins legte er eine Bombenzeit in die makellose Piste. Laufbestzeit, die ihn am Schluss bis auf den dritten Platz führen sollte. Genial.
Doch zunächst möchte ich wissen, wie er sich als Profisportler von den Reisestrapazen erholt. Denn Sandro ist ständig auf Achse, eilt von Training zu Training und von Rennen zu Rennen.
«Am liebsten bin ich zu Hause bei meiner Freundin Simona und unseren Hunden. Erholung ist für mich, wenn ich Zeit habe, die Natur im Val Surses zu geniessen. In den Sommermonaten gehe ich gerne fischen und im Herbst plane ich, erstmals selbst auf die Jagd zu gehen.
Und wenn ich im Winter mal etwas Zeit finde, dann liebe ich es, mit Thor auf eine Skitour zu gehen. Auch Chenook möchte ich bald mitnehmen. Die beiden lieben den Schnee. Von wem sie das wohl haben…»
Der Weltcup war mein Traum
Aufgewachsen ist Sandro Simonet in Tiefencastel. Seine Eltern sind beide passionierte Skifahrer und so stand er bereits mit zweieinhalb Jahren auf Skis. Zusammen mit seinen Geschwistern und Cousins, insgesamt sieben Jungs, fing er an, Skirennen zu fahren. Nebenbei spielte er auch noch Fussball, doch schliesslich hat er sich fürs Skifahren entschieden. Er besuchte das Sportgymnasium in Davos und arbeitete sich von einer Kaderstufe in die nächste, bis er im Winter 2016/17 sein erstes Weltcuprennen fahren konnte. «Es war immer ein Traum, so weit zu kommen. Dass es geklappt hat, ist ein Wahnsinnsgefühl.»
Und was sind die weiteren Ziele, da es mit dem Weltcup und sogar einem Podestplatz geklappt hat? «Weiterhin Slalom fahren, besser und konstanter werden und vielleicht irgendwann mit Abfahrt anfangen. Das würde mir schon auch gefallen», antwortet der 26-Jährige. «Wegen dem Tempo?», frage ich nach. «Nein ich empfinde den Slalom eigentlich als temporeicher, da die Reaktionszeit und die Bewegungen viel schneller sind. Bei der Abfahrt ist zwar die Fahrgeschwindigkeit höher, aber man hat viel mehr Zeit, um zu reagieren und die Tore zu treffen», so der Skirennfahrer.
Ich mag die Pisten nach Radons
Kurz vor Weihnachten verabrede ich mich ein zweites Mal mit Sandro. Die freien Tage im Val Surses nutzt er, um sich zu entspannen, damit er für die wichtigen Januar-Rennen bereit ist. Also geht’s in den Schnee. Aber nicht auf die Piste, sondern ins freie Gelände. Wir unternehmen im Skigebiet Savognin eine kleine Skitour, Thor ist selbstverständlich auch mit von der Partie.
Ich möchte von Sandro wissen, was seine Lieblingspiste im Skigebiet ist. «Eindeutig die Pisten nach Radons hinunter», sagt er. Denn diese seien ohne Kunstschnee präpariert, was ein ganz anderes Fahrgefühl sei. «Das mag ich sehr, denn auf Kunstschnee fahre ich im Weltcup genug», schmunzelt er. Wenn er in Savognin Ski fährt, dann steht für ihn der Genuss im Vordergrund: Gemütlich ein paar Fahrten machen und dann die Sonne und Aussicht geniessen, auf seine Lieblingskulisse mit Piz Mitgel, Corn da Tinizong und Piz Ela.
Zentral auf dem Ski stehen
Die Abfahrt steht bevor. Der Schnee ist vom Wind geprägt und sehr unregelmässig, sodass ich Mühe habe, einen halbwegs akzeptablen Schwung zu drehen. Ich frage den Profi nach einem Tipp? «Entscheidend ist, immer zentral auf dem Ski zu stehen. Ohne Rücklage, aber auch nicht mit zu viel Vorlage. Das ist die Grundlage, egal ob auf der Piste oder im Tiefschnee. Zudem denke ich, dass viele – vor allem Kinder – zu grosse Skischuhe anhaben. Doch guter Halt ist sehr wichtig, damit eine Verbindung zwischen Material und Körper entstehen kann.»
Ich durfte einen sehr sympathischen Sandro kennenlernen. Ein Mann, der das Tempo liebt, aber auch den langsamen Gang mit Schneeknirschen unter den Tourenskis. Lieber im kalten Schnee als am warmen Meer ist. Viel Zeit in Hotels verbringt und auch gerne im Zelt übernachtet. Einen Audi und noch lieber Pick-up fährt. Und keinen Plan B hat.
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Mit Freizeitschuhen zur Rangverkündigung
Ach ja, fast hätte ich’s vergessen: Wie hat Sandro seinen Podestplatz vor einem Jahr erlebt? «Ich dachte, es reicht für ein gutes Resultat, aber sicher nicht fürs Podest. Darum verabschiedete ich mich, als mein Teamkollege Ramon Zenhäusern mich von der Spitzenposition ablöste. Dies erklärt dann auch, warum ich mit Freizeitschuhen bei der Rangverkündigung auftauchte (siehe Siegerbild weiter oben). Das Gefühl dabei kann ich nicht beschreiben. Es war unglaublich.»
Also ich bin froh, dass Sandro statt Tore zu schiessen, nun den Toren um die Ohren fliegt.
Angraztg fitg ed alla proxima
Seraina