Unterwegs in der Ferienregion.

Daniel Merz – Apotheker mit Stil und Leidenschaft

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Daniel Merz führt die Apoteca Son Mitgel in Savognin seit nunmehr 33 Jahren. Er tut dies mit grossem Engagement und Pflichtbewusstsein. Seine letzte grosse Aufgabe sieht er darin, eine gute Nachfolgeregelung für die einzige Apotheke im Val Surses zu finden.

Ein kühler Septembertag. Wir betreten kurz nach Ladenöffnung die Apoteca Son Mitgel an der Hauptstrasse in Savognin. Noch ist es ruhig im kleinen, sorgfältig gestalteten Ladenlokal. Daniel Merz, seit 33 Jahren Geschäftsführer und Inhaber der Apotheke begrüsst uns. Wie immer freundlich, die ganze Aufmerksamkeit auf uns gerichtet, stilvoll in Anzug und Krawatte gekleidet. Darauf angespro­chen, meint er: «Einen Anzug zu tragen, bedeutet für mich, meinem Gegenüber Respekt zu erweisen. Ich möchte ihm zeigen: Sie sind mir wichtig.»

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Der erfahrene Apotheker mag Menschen sehr und nimmt ihre Anliegen ernst, das spürt man sofort. Er schätzt den Kun­denkontakt und dieser dürfe durchaus über ein Grüezi und Hallo hinausgehen. Ihm ist es wichtig, dass sich in seiner Apotheke alle gut aufgehoben fühlen und immer einen wertvollen Input zur Lösung ihres Anliegens bekommen.

Auf Umwegen zur Pharmazie

Daniel Merz wuchs in Baden auf, erlebte eine glückliche Kindheit und studierte zunächst an der ETH Elektrotechnik. Danach folgte ein Abschluss in Betriebs­wirtschaft. Doch die Arbeit als Elektro­ingenieur erfüllte ihn nicht. «Mir fehlte der Kontakt zu Menschen». Darum entschied er sich, ein weiteres Studium anzupacken. Ihn interessierte die Medi­zin. Doch Arzt wollte er nicht unbedingt werden; also wählte er die Studienrich­tung Pharmazie, seine Leidenschaft für Botanik sprach ebenfalls dafür.

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Sprung ins kalte Wasser

1990 schloss er das Studium ab – und nur wenige Monate später, im April 1991, übernahm er bereits die Apoteca Son Mitgel. Die frühere Besitzerin Verena Müller suchte eine Nachfolge und Daniel Merz meldete sich auf das Stelleninserat. Die beiden verstanden sich auf Anhieb. Er wurde Geschäftsinhaber, gleichzeitig ging Frau Müller in die wohlverdiente Pension. Es war ein Sprung ins kalte Wasser. Zum Wagnis, als junger frisch ausgebildeter Apotheker ein Geschäft zu übernehmen, kam, dass zwei Mitarbei­terinnen schwanger waren – und so fand sich Daniel Merz im ersten Jahr plötzlich alleine in der Apoteca zusammen mit der damaligen Lehrtochter Corina Weber, die heute noch zum Team gehört.

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Das Team ist das A und O

Die meisten aus dem sechsköpfigen Team sind wie Corina Weber langjährige Mitarbeiterinnen. «Das Team ist das Wichtigste, und meine wichtigste Auf­gabe ist die Mitarbeiterführung. Wert­schätzung und ein offenes Ohr sind dabei das Allerhöchste», betont der 67-jährige. Schon seit einiger Zeit ist Daniel Merz daran, seine Nachfolge aufzubauen. Doch das sei aus verschiedenen Gründen nicht einfach. Zum einen wegen der hohen Präsenzzeiten – die Apoteca Son Mitgel ist ganzjährig an sechs Tagen pro Woche offen und bietet einen 24h- Notfalldienst. Zum anderen wegen der verschärften Heilmittelgesetzgebung, wodurch der Bürokratieaufwand stark gestiegen ist. «Eine einzelne Person kann heutzutage fast nicht mehr alleine eine Apotheke führen», gibt er zu bedenken. Die meisten Apotheken gehören deshalb einer Kette an, unabhängige Betriebe wie die Apoteca Son Mitgel gibt es immer weniger. Ein weiterer Punkt ist, dass junge Apotheker*innen heute oftmals nicht mehr so viel Verantwortung tragen wollen und lieber selber angestellt sind. Es ist die gleiche Problematik wie beim Hausärztemangel.

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«Ich sehe es als meine letzte grosse Auf­gabe, die Nachfolge in den nächsten drei Jahren geregelt zu haben mit dem Ziel, gleichzeitig das ganze Team an Bord zu behalten», sagt Daniel Merz. «Auch eine Aufteilung der Verantwortungsbereiche, eine Co-Leitung mit meiner jetzigen Stellvertreterin Larissa Bitterli, kann ich mir vorstellen. Mir ist es wichtig, dass es jemand ist, der sich in der Region nieder­lassen bzw. hier bleiben möchte.»

«Der einfache Patient ist am Aussterben»

Während seiner 33-jährigen Laufbahn als Apotheker hat sich viel verändert. Heute sind beispielsweise für jedes Medikament sieben bis acht Generika auf dem Markt, während es früher meistens nur ein Originalpräparat gab. Ein unterschätztes Problem ist auch die Medikamenten­knappheit. Die Produktion vieler auch le­benswichtiger Medikamente hat sich vor allem nach Asien verlagert, Lieferungen sind aus verschiedenen Gründen nicht immer möglich. Auch die Abhängigkeit von teilweise nur einzelnen Lieferanten ist gross, Engpässe sind schnell da. «Doch wir haben bis jetzt immer eine Lösung ge­funden», so der engagierte Apotheker.

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Auch die Kundenbedürfnisse hätten sich verändert. «Der einfache Patient ist am Aussterben. Und das meine ich nicht negativ», lächelt Herr Merz. «Mittlerweile beinhaltet fast jeder Kundenwunsch etwas Spezielles, meistens muss man recherchieren. Die Leute informieren sich vorab im Internet und kommen mit kon­kreten Vorstellungen zu uns.» Und natür­lich hat wie überall die Digitalisierung für umfassende Änderungen gesorgt. Die EDV einer modernen Apotheke ist komplex und muss hohe Sicherheitsan­forderungen erfüllen.

Hausprodukte sind beliebt

Bekannt ist die Apoteca Son Mitgel auch für ihre Hausprodukte. Einheimische, aber auch viele Gäste holen sich ihren Kraftwein, ein Immun-Power-Getränk, die Rheumasalbe oder die seit Jahrzehn­ten beliebte Wund- und Heilsalbe, wel­che Daniel Merz bereits im ersten Jahr seiner Tätigkeit in Savognin entwickelt hat. Auf diesen Winter kommt ein neuer schleimlösender Hustensirup dazu. Die Hausprodukte und weitere Arzneien auf Rezept werden im eigenen Labor herge­stellt. Denn trotz einer Vielzahl industriell erzeugter Medikamente ist für manche Patienten eine individuelle Dosierung oder Arzneiform nötig, eine sogenannte «magistrale Zubereitung».

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Die Liebe zur Natur und Kultur

Jeden Mittag und bei jedem Wetter macht Daniel Merz einen Spaziergang. In der Freizeit sind es Bergtouren oder ausgedehnte Wanderungen, die er liebt. «Die Natur gibt mir viel Kraft.» Ein weiterer Fixpunkt ist für ihn die Musik, täglich spielt er zuhause Klavier auf sei­nem Steinway-Konzertklavier. «Ein Tag ohne Musik ist für mich kein Tag». Daniel Merz hört vor allem klassische Musik, am liebsten Symphonien und Kammer­orchester, und besucht regelmässig Kon­zerte. Überhaupt liebt er Kunst in allen Formen: Architektur, Literatur, bildende Kunst und eben Musik. Zudem reist er gerne in ferne Länder; etwa diesen Spätherbst nach Australien.

Daniel Merz, der in Alvaneu Dorf wohnt, hätte noch viel mehr zu erzählen: all die Erfahrungen, Gedanken und Beobach­tungen, die der feinsinnige Menschen­freund über die Jahre gemacht hat. Beim Abschied blitzt sein Schalk durch: «So, jetzt hämmer das hinder üs, gälled Sie, jetzt chani i d Ferie gah», sagt’s und verabschiedet sich schmunzelnd.

 

 

Text: Franco Furger und Bettina Bergamin
Fotos: Bettina Bergamin

Jubiläum.

50 Jahre Apoteca Son Mitgel

Eröffnet wurde die Apoteca Son Mitgel 1974 und feiert im 2024 ihr 50-jähri­ges Bestehen. Seitdem erfüllt sie eine wichtige Funktion in der Region. Geo­grafisch betrachtet ist die Apotheke in Savognin eine der isoliertesten der Schweiz, die nächsten befinden sich in St. Moritz, Thusis oder Davos.

Angebot

Beratung und Verkauf zu gesundheit­lichen Problemen, Medikamenten und medizinischen Geräten. Medizinische Leistungen und Herstellen von Medi­kamenten sowie den beliebten Eigen­produkten. Ausserdem Notfalldienst und Entsorgung von Medikamenten

www.apotheke-savognin.ch

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Septimerpass © WOM Medien / Jens Scheibe

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