Unterwegs in der Ferienregion.

Astrid Thurner – die Kräuterfrau aus Savognin

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Drogistin, Kräuterspezialistin, Powerfrau: Auf dem Gebiet der Alpenpflanzen sind in Graubünden wenige so versiert wie Astrid Thurner aus Savognin. Ihr Wissen teilt sie gerne mit Menschen, sei es bei einer Chrütliwanderung oder auf dem Alpenflora-Erlebnispfad.

Ein kühler, sonniger Morgen anfangs Juni in Savognin. Auf der Terrasse von Astrid Thurner geniesst man eine herrliche Aussicht ins Tal und aufs Skigebiet. In den höheren Lagen liegt immer noch reichlich Schnee, auch bei Somtgant, wo der «Alpenflora-Erlebnispfad» beginnt. 

Alpenflora – das ist die Welt von Astrid. Über Kräuter und Blumen kann die 70-Jährige stundenlang reden. Seit 40 Jahren macht die Drogistin «Chrütliwanderungen » und gibt ihre Begeisterung anderen weiter. Auch den beliebten «Alpenflora-Erlebnispfad», der von Somtgant nach Mot Laritg führt, hat die Kräuterspezialistin initiiert, und noch immer betreut sie ihn.

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130 Alpenpflanzen wachsen dort oben auf rund 2100 m ü. M. direkt am Wegrand, 20 davon sind anerkannte Heilpflanzen. «Eine solche Vielfalt auf einem Gelände ohne wesentliche Steigung ist ziemlich aussergewöhnlich», sagt Astrid. Im Frühling stellt sie jeweils 130 Tafeln bei den entsprechenden Pflanzen auf, im Herbst sammelt sie alle wieder ein. «Eigentlich wollte ich in diesen Tagen die Pflanzentafeln platzieren, aber mit so viel Schnee wird es nun später.»

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Wer Bescheid weiss, trägt Sorge

Das ist viel Aufwand, den Astrid jedoch gerne auf sich nimmt. Ihr ist es wichtig, dass die Leute mehr über die Natur und die Artenvielfalt lernen. «Wenn die Menschen besser Bescheid wissen, tragen sie mehr Sorge zur Natur». Das gilt auch für Kinder, die verschiedene Rätselposten auf demselben Erlebnispfad finden und die Pflanzenwelt zusammen mit dem kleinen Steinbock Flurin entdecken können.

Für diesen Sommer hat die engagierte Astrid den Alpenflora-Erlebnispfad noch ergänzt: Zwölf Pflanzentafeln sind neu jeweils mit einem QR-Code bestückt. Wer diesen abruft, hört Astrids Stimme und eine kurze Geschichte zur jeweiligen abgebildeten Alpenpflanze.

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Per Du mit den Blüemli

Astrid ist seit ihrer Lehrzeit als Drogistin von Pflanzen und ihren Heilkräften fasziniert. «Ich wollte per Du mit den Blüemli sein. Und je mehr ich über sie erfuhr, desto mehr wollte ich wissen.» Vieles lernte sie autodidaktisch, zusätzlich liess sie sich zur Wanderleiterin und später auch zur Homöopathin ausbilden. Ihr Wissensdurst ist auch heute noch gross. Nicht nur nach Heilpflanzen, sondern nach allem, was mit Natur zu tun hat. Vor ein paar Jahren hat sie zum Beispiel einen Feldornithologie-Kurs absolviert. Und schon immer hat Astrid ihr Wissen gerne weitergegeben, nicht nur auf ihren legendären Wanderungen, sondern auch als Berufsschullehrerin in Chur.

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Aufgewachsen ist Astrid als ältestes von vier Kindern in einer Bauernfamilie in Savognin. Die Kinder mussten, wie in den 1950er-Jahren üblich, viel mitarbeiten. Als Kind interessierte sich Astrid noch nicht speziell für Kräuter und Blumen. «Sie waren einfach wertvolles Viehfutter, doch gewisse Pflanzen wendeten wir natürlich an», erinnert sie sich, «etwa die Meisterwurz im Herbst für Bauchweh, Haut- und andere Leiden.» Als Bauernkind war es klar, dass Astrid eine Lehre im Ort machen würde. Und als sie die Möglichkeit erhielt, diese in der Drogerie bei Reinhard Thurner zu machen, sagte die Familie sofort zu. Später heirateten die beiden und führten danach gemeinsam die Drogaria Surses.

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1100 Edelweisspflanzen für eigene Cremen

Heute führt Sohn Patrick die Drogerie, Tochter Rilana lebt mit ihrer Familie bei Luzern. Beliebte Hausspezialitäten der Drogaria Surses sind Röteli-Produkte, Murmeltiersalbe und Tee, Schnaps und Cosmetica mit Edelweiss, alles selbstgemacht – vom Inhalt bis zur Etikette. Die Edelweissblüten vom eigenen Feld werden von Hand gepflückt; die verschiedenen Cremen im Haus produziert und abgefüllt. Und der preisgekrönte Röteli ist nach einem alten Familienrezept hergestellt.

Astrid wollte schon früh etwas mit Edelweiss machen. Sie war überzeugt von dessen Wirkung, wie sie die Naturheilkunde seit jeher beschreibt. Von ihrer Mutter erfuhr sie zudem, was Bauern einst erzählten: «Kühe, die auf der Alp d’Err übersommert und reichlich Edelweiss gegrast haben, das dort in Hülle und Fülle wuchs, haben glatte und stramme Euter».

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Als ihr Sohn Patrick die Drogaria Surses 1999 übernommen hatte, wurde die Idee in die Tat umgesetzt. Zuerst mit einem Probefeld bei Schutz Filisur, dann mit eigenem Edelweissfeld und immer mehr Produkten. Inzwischen wachsen in Fotgs oberhalb Savognin rund 1'100 Edelweiss-Pflänzchen, die zu Cremen, Lotionen und Seifen verarbeitet werden. Dank der Edelweiss-Linie und den Röteli-Produkten konnte die Drogerie einige Jahresstellen schaffen und nun die jeweils ruhigeren Zeiten mit deren Produktion und Vertrieb überbrücken.

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Naturliebhaberin mit Haltung

Eine Erfolgsgeschichte also. Doch Astrid  hatte auch einen schweren Verlust zu verkraften. 1991 verstarb unerwartet Reinhard Thurner. Nach dem frühen Tod ihres Mannes war sie durch die beiden Kinder, die Drogerie und ihre weiteren Tätigkeiten stark beansprucht. «Die Arbeit hat mir geholfen, über die schwierige Situation hinwegzukommen. Die Familie hat mich sehr unterstützt und wir hatten immer ein super Team in der Drogerie», sagt sie dankbar.

Astrid ist eine Kämpfernatur und ihr ist es wichtig, eine Haltung zu haben. Für Dinge, die ihr etwas bedeuten, hat sie sich immer mit viel Überzeugung eingesetzt. Neben ihrer Familie und der Drogaria sind das vor allem die Natur und das Val Surses. Als die Kinder erwachsen waren, engagierte sie sich jahrelang im Gemeindevorstand und im Grossen Rat des Kantons Graubünden.

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Zentral in Astrids Leben war und ist die Natur. «Ich halte immer die Augen offen und schätze die kleinen Dinge. Auf diese Weise möchte ich die Schönheiten des Tals weitergeben und Verständnis für die Menschen und unsere Kultur wecken», erzählt die umtriebige Frau. Und während wir so reden, segeln plötzlich zwei grosse Vögel übers Haus. Sind es Bussarde? «Nein, schau die weissen Flecken unten an den Flügeln und wie sie ohne mit den Flügeln zu schlagen einfach schweben – es sind zwei Adler», freut sich Astrid. «Das muss ich gleich in der Beobachtungs-App für die Ornithologische Arbeitsgruppe Graubünden notieren.»

 

Text: Franco Furger und Bettina Bergamin
Fotos: Bettina Bergamin, Archiv

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Besichtigungen Edelweissfeld

Donnerstags vom 4. Juli bis 8. August 2024 ab 13.30 Uhr. Anmeldung Tel. 081 684 14 17 oder info@drogaria.ch

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Chrütliwanderungen

Auf Anfrage für Gruppen und als Teil der Besichtigung des Edelweissfeldes. Tel. 081 684 14 17 oder info@drogaria.ch

 

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Alpenflora-Erlebnispfad

Kinderwagentauglicher Pfad mit Flurin-Posten für Kinder sowie 130 Pflanzentafeln, davon 12 neu mit QR-Code zum Reinhören.

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e-bike val surses septimerpass
Septimerpass © WOM Medien / Jens Scheibe

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