Medienmitteilung 17.10.2023
Abschied vom roten Turm
Liebe Freunde, stimos ameis
Wir haben unser Versprechen eingelöst: Der Rote Turm auf dem Julierpass ist abgebaut. Das ikonische Bauwerk wurde weltweit rezipiert und hat den Kulturstandort Graubünden markant profiliert. Der temporäre Turmbau hat Origens künstlerisches Netzwerk erweitert und die Kooperationen mit Kulturorganisationen auf der ganzen Welt ermöglicht.
Der temporäre Theaterturm auf dem Julierpass wurde 2017 errichtet. Bundesrat Alain Berset eröffnete das Bauwerk und bezeichnete es als kleines raumplanerisches Wunder. Ein Jahr später lud er die Staatsoberhäupter Österreichs, Deutschlands, Luxemburgs, Belgiens und Liechtensteins auf den Pass zu rätoromanischen Gesängen und präsentierte ihnen den vielsprachigen Kanton Graubünden. Tänzerinnen und Tänzer der grossen Ballettkompanien der Welt gaben sich auf dem Pass ein Stelldichein, unter ihnen Künstler der Pariser Oper, des Wiener Staatsballetts, der Hamburger Staatsoper, des Petersburger Mariinsky-Theaters, aber auch Vertreter der grossen zeitgenössischen Kompanien wie das niederländische NDT. Origens Chöre haben den Pass intensiv besungen: Brahms, Rachmaninow, Derungs, Dolf und Richter sind hier erklungen. Der rote Holzbau gilt als einer der besten Klangkörper Graubündens. Vom Rätoromanischen Fernsehen bis zur englischen BBC haben weltweit Medien auf dem Pass gedreht. Swisscom, Swiss und SRG haben mit dem Julierturm geworben.
Relevanz für Graubünden
Der Julierturm ist in den vergangenen Jahren zum Markenzeichen der grössten Bündner Kulturinstitution geworden. Die Programme auf dem Pass erfreuten sich eines stetig wachsenden Zuschauerinteresses, so dass die Spielpläne kontinuierlich erweitert werden konnten. Der Standort im Herzen Europas hat dem Turm mit seinen babylonischen Anspielungen eine kraftvolle Präsenz im vielsprachigen Graubünden beschert und das Potential einer Kulturarbeit in den Alpen betont. Der Dialog mit der allgegenwärtigen Natur und der dichten Kulturgeschichte des Ortes haben den Theaterraum geprägt. Im Roten Turm wurden drei Dutzende neue, abendfüllende Werke uraufgeführt. Tausende Besucher haben die kühne Holzkonstruktion erlebt.
Abbau des Roten Turmes
Anfangs September wurde mit dem Abbau des hölzernen Theaterturms begonnen. Vor Beginn des Rückbaus wurden die gesamte Theatertechnik, die Sound- und Lichtanlagen ausgebaut. Die technischen Geräte und die Bühnenmotoren werden andernorts wiederverwendet. Die Heizungsmodule und die Elektroinstallationen wurden sorgfältig zurückgebaut, um sie anderweitig einzusetzen. Die Brandschutztüren des Roten Turmes können auf Origens Baustellen in Mulegns wiederverwendet werden, ebenso das Mobiliar des Turmes. Die Holzbestände, die aufgrund der extremen Wetterbedingungen erste Auflösungserscheinungen zeigten, liessen eine konstruktive Wiederverwertung nicht zu. Sie wurden verbrannt und der Wärmegewinnung zugeführt.
Versprechen gehalten
Origen verliert mit dem Rückbau des Theaterturmes ihren wichtigsten Standort und der Kanton Graubünden seine international wohl bekannteste Bühne. Der Rückbau des Julierturmes hat einschneidende Konsequenzen. Uns fehlt in Zukunft der grösste Veranstaltungsraum. Wir werden unseren Spielplan anpassen müssen. Dennoch: Wir haben versprochen, den Roten Turm bis Ende Oktober 2023 abzubauen, und halten dieses Versprechen.
Grosse Dankbarkeit
Wir danken allen die dieses Projekt ermöglicht, besucht, bespielt haben. Ohne Sie hätte es nicht funktioniert – cordial angraztg!
Die Bilder in diesem Newsletter stammen von Origens langjährigem Fotografen Benjamin Hofer. Er hat den Julierturm in den letzten Stunden vor dem Abbruch nochmals besucht. Die Fenster waren bereits entfernt, der erste Schnee legte den roten Koloss in stille Melancholie.
Alles hat seine Zeit.
Giovanni Netzer
Intendant Origen